Hör auf zu lügen
Autor: Philippe Besson
ISBN: 978-3-570-10341-8
Verlag: Bertelsmann, 2018
Die erste Liebe im Leben vergisst man niemals. Philippe Besson schreibt über seine erste Liebe und darüber, dass sie immer in seinem Herzen blieb, auch wenn sie kein glückliches Ende fand.
Philippe ist siebzehn Jahre alt, als er auf Thomas trifft und sich in ihn verliebt. Chancen rechnet er sich kaum aus. Zu sehr ist er in sich gekehrt und gilt darüber hinaus als Außenseiter in der Schule. Umso erstaunter ist er, als Thomas sich mit ihm verabredet, sich ihm offenbart. Während Philippe genau weiß, dass er sich wegen seiner sexuellen Orientierung nicht verstecken will, kommt Thomas nicht über seinen Schatten, traut sich nicht, den familiären und gesellschaftlichen Sphären in denen er sich bewegt zu entfliehen. Überzeugt davon, dass für jeden ein Leben vorbestimmt ist, gibt er Philippe frei und verschwindet still und heimlich aus seinem Leben.
Jahre später trifft Philippe, inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller, zufällig Lucas, den Sohn von Thomas. Die Vergangenheit ist präsenter denn je, als er erfährt, dass Thomas niemals das Leben geführt hat, das er im tiefsten Innern wollte.
Es dauert noch einmal Jahre, als sich Lucas bei Philippe meldet und um ein Treffen bittet...
Philippe Besson berührt mit stillen, punktgenau gesetzten Worten die Seele des Lesers. Er ist ein Meister der Formulierungen und erschafft eine sehr gute Mischung aus Melancholie, Traurigkeit, Hoffung und Erkenntnis.
Das Buch liest sich sehr gut. Allgegenwärtig ist das Gefühl, Besson hat sich innerlich bis heute nicht damit abgefunden, Thomas verloren zu haben. Er war, ist und bleibt der stille Leitgedanke in seinem Leben, was immer er tut und wo immer er sein wird.
„Hör auf zu lügen“ ist ein Buch, das Philippe Besson nicht nur über Thomas Andrieu geschrieben hat, auch keines, über seine Beziehung zu ihm. Es ist ein Buch, das zwischen jedem einzelnen Satz von ihm selbst erzählt, von den Entscheidungen, die er in seinem Leben traf, von seinen Gedanken über Gott und die Welt, und immer wieder taucht hintergründig Thomas auf, als Verkörperung des Ratgebenden, des auf Fragen Antwortenden, des Schuldigen, des Bemitleidenswerten, des Geliebten, wenn auch nur in den Gedanken des Autors.
Fazit: Ich möchte dem Autor danken für ein Buch, das mich in einen Gedankenstrom versetzte, mich gefangen hat bis zur letzten Seite, das mich traurig machte und das Gefühl erzeugte, man möge den Autor in den Arm nehmen, ihm etwas Tröstliches sagen.
Er zeigt uns, wie Menschen in alten Konventionen gefangen sein können und nicht in der Lage sind, zu sich zu finden. Dieses Buch hat mich sehr berührt. Ich möchte es sehr gern empfehlen.