Die drei Freunde

Autor: Michael Rusch
ISBN: 978-3-945-94502-5
Verlag: Die Blindschleiche, 2015

Mit dem Titel verrät Michael Rusch vorab, um was es in diesem Buch geht: Um Freundschaft. Erzählt wird die tragische Geschichte dreier Jungen, die von der Gesellschaft mit ihren Problemen allein gelassen werden.

Frank und sein Bruder werden vom Stiefvater immer wieder geschlagen, wegen Kleinigkeiten, die ihn gerade stören, eher aber aus Machtgründen und Profiliergehabe. Franks Mutter hat nicht die Kraft, sich gegen ihren gewalttätigen Mann durchzusetzen, obwohl sie von seinen Prügelattacken gegen ihre Kinder weiß.

Falko lebt seit der Trennung der Eltern bei seiner Mutter. Eine tiefere innere Bindung zu ihrem Sohn hat diese aber nicht. Als Falko merkt, das er sich eher für Jungs als für Mädchen interessiert und dies seiner Mutter erklärt, wandelt sich ihr Desinteresse sogar in blanken Hass, lässt ihren Sohn spüren, wie sehr sie ihn hasst, nur weil er schwul ist.

Jörg ist mit Frank und Falko befreundet. Als einziger lebt er gut situiert mit seinen Eltern zusammen. Die Familie hat einen guten Zusammenhalt und ist sozial und menschlich gefestigt. Jörg weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und fühlt sich machtlos als er von Franks Misshandlungen erfährt.
Als Falko Frank gesteht, dass er schwul ist und sich in ihn verliebt hat, ist der ziemlich ratlos, denn Frank teilt die sexuelle Neigung seines Freundes nicht.

Irgendwie versucht jeder der drei für sich allein mit seinen Gedanken, Gefühlen und Problemen klarzukommen. Frank vertraut sich einer Lehrerin an und kommt vorübergehend in eine Pflegefamilie. Falko verliert immer mehr den Halt und denkt sogar über den Tod nach, nur um nicht mehr die Beleidigungen und Hasstiraden seiner Mutter erdulden zu müssen.
Jörg erkennt die Probleme seiner Freunde und sucht verzweifelt nach Lösungen.
Eine Klassenfahrt soll den Freunden zunächst Abstand bringen und Zeit darüber nachzudenken, wie man sich gegenseitig helfen kann. Doch dann verunglückt Jörg schwer und Frank und Falko bleiben allein zurück.
Wieder zu Hause scheinen Frank und auch Falko eine Lösung für ihre Probleme gefunden zu haben. Doch ist das auch die richtige?

Michael Rusch hat sich für den Roman ein ernstes Thema gesucht: Die Probleme von Heranwachsenden und die mangelnde Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft im Allgemeinen und der Eltern und Lehrer im Besonderen. Er versucht begreiflich zu machen, man muss im Leben über den eigenen Tellerrand schauen. Manchmal kann das ein Leben retten. Ob Frank, Falko und Jörg unbeschadet aus dieser Geschichte herauskommen erfährt der Leser am Ende des Buches.

Mit dem Lesen von „Die drei Freunde“ gerät der Leser ins Nachdenken, stürzt in tiefe Betroffenheit. Es zeigt: Misshandlungen, Diskriminierungen und Gewalt sind in unserer Gesellschaft immer noch präsent, kosten die Kindheit, die Gesundheit und manchmal das Leben und jeder Mensch ist aufgefordert dem vehement und zu jeder Zeit entgegenzutreten. Das Buch ist schnell gelesen, erzählt eine Geschichte wie man sie erwartet. Und doch habe ich als Leser Schwierigkeiten mit der Umsetzung gehabt. An vielen Stellen wurde ich aus dem „persönlichen“ Umfeld gerissen und fand mich in einer „Beschreibung“ von Situationen wieder, die mich an den Rand der Geschichte stellten und mir das Gefühl gaben, nur noch Zuschauer von außen zu sein, während ich an anderen Stellen das Gefühl hatte, direkt in der Szene zu stehen. Auch wiederholen sich Personenbeschreibungen und Erläuterungen zu den Figuren, was auf mich ein wenig befremdlich wirkte.

Fazit: Michael Rusch hat ein Buch geschrieben, das dringend notwendig ist für die vielen, in zerrütteten Verhältnissen lebenden und leidenden Kinder und Jugendlichen. Er schaffte es mich in eine Gedankenwelt zu entführen und nicht zuletzt dadurch nachhaltig betroffen zu machen.
Trotz meiner Kritiken möchte ich das Buch empfehlen. Es ist durchaus lesenswert.