Ein falsches Leben, Band 1+2

Autor: Michael Rusch
ISBN Band 1: 978-3-8459-1211-0
ISBN Band 2: 978-3-8459-1215-8
Verlag: Aavaa

Wenn ein Mensch sein Leben ändert gehört meistens auch eine Menge Mut dazu. Es ist fast sicher, die Entscheidungen, die er in der Phase der Neuordnung seines Lebens trifft werden nicht immer die Richtigen sein. Viele sind seiner personellen Umgebung, seiner Mentalität und auch seines Alters geschuldet.

Michael Rusch hat seinen Roman in zwei Bänden geschrieben.
Mit 51 Jahren richtet Andreas sein, bis dahin überwiegend heterosexuelles Leben neu ein, will seiner Neigung entsprechend endlich so leben, wie er es eigentlich immer wollte: schwul. Er verlässt seine Ehefrau und bezieht eine kleine Wohnung irgendwo in Rostock und träumt von einem Mann, der ihn liebt und den er lieben kann. Im Chat lernt er den sechzehn Jahre jüngeren Silvio kennen. Es dauert nicht allzu lange und die beiden verlieben sich ineinander, planen im Chat sogar eine gemeinsame Zukunft. Alles läuft für Andreas, wie er sich sein Leben im Geheimen immer erträumte, wäre da nicht die permanente Weigerung Silvios Andreas persönlich zu treffen. Doch Andreas will um seine Liebe kämpfen, bricht dafür sogar mit seinem Prinzip, niemals mit jemanden zu chatten, der kein Profilbild hat. Doch Silvio überzeugt Andreas von seiner Liebe zu ihm und stellt irgendwann auch das ersehnte persönliche Treffen in Aussicht. Dieses allerdings verschiebt er dann immer wieder auf unbestimmte Zeit mit der Begründung, er sei über seine letzte Beziehung noch nicht hinweg. Darüber geraten die Freunde wiederholt in Streit, denn Silvio trifft sich außerdem weiter mit seinem Exfreund. Andreas versucht mehrmals die Beziehung zu Silvio zu beenden, doch der versteht es, ihn immer wieder zu versöhnen.

Michael Rusch beschreibt in diesem Roman den gesamten Chat zwischen Andreas und Silvio, der dem Leser ein Höchstmaß an Ausdauer und Willen zum Weiterlesen abverlangt. Recht schnell wird klar, was dort eigentlich wirklich passiert, nur der Protagonist verweilt bis zum Ende des Buches in einer erschreckend falschen Selbstwahrnehmung und gerät nicht zuletzt gerade dadurch in den Strudel der Geschehnisse.

Ich hoffte während des Lesens, der Autor möge nicht wirklich so einfältig und naiv sein, wie er seine Hauptfigur darstellte, steht doch auf dem Cover der Hinweis eines autobiografischen Romans.
Als ich den Klappentext las, dachte ich noch, wow, was für ein Potenzial steckt in einer solchen Geschichte, doch leider folgte die Enttäuschung auf dem Fuße. Das Buch macht den Eindruck, es wurde ein Chat einfach abgeschrieben, eingefügte Episoden aus der Vergangenheit waren entweder extrem langatmig oder aber für die Handlung schlichtweg überflüssig.

Für den Autor ist das sehr schade. Es hätte eine spannende Geschichte werden können.

Fazit: Das Buch, und damit meine ich beide Bände, kann ich persönlich leider nicht empfehlen. Wenn es Michael Rusch beim Verarbeiten von etwas Erlebtem geholfen hat, würde es mich für ihn freuen.